Brand von Beutelspacher Rexelle
Etwa 1930 wurde in Dessau-Dellnau im Garten des Schullehrers Ganzer eine neue Sauerkirschsorte entdeckt. Das Bäumchen war wohl aus einem unachtsam ausgespuckten Kirschkern gewachsen. 1934 fand der Sauerkirschzüchter Heimann die Sorte wohl so wohlschmeckend, dass er Selbige in sein Kirschsortiment in Blankenburg/Harz aufnahm und von dort aus verbreitete. Die 1964 unter dem Namen „Fanal“ zugelassene und geschützte Kirschsorte ist eine der am weitesten verbreiteten Sauerkirschsorten in Europa und zählt zu den Weichseln.
Die Früchte sind gleichmäßig rund und dunkelrot bis rotbraun mit glänzender Haut. Der blutrote, dunkle Saft ist sauer und hat das typische aromatische Weichselaroma. Der weinrote Saft wurde gerne eingekocht, ebenso wie die Früchte selbst, welche ich als Kind zu gebackenen Nudeln gerne verzehrte, sowie den Saft zu Gries- und Reisbrei. Im Sommer wurde der Kirschsaft mit Leitungswasser verdünnt und war somit eine erfrischende Abwechslung.
Die zwischen dem 17.07. und 26.07. reifenden Weichseln werden von den Bäumen auf große Netze geschüttelt und dann fein-säuberlich entsteint, damit der Steinton (Mandelgeschmack) das elegante säuerliche Aroma nicht erschlägt. Die leicht würzige, zimtige Note können wir bei schonender Vergärung im Kühlhaus mit Champagnerhefen wunderbar erhalten.
Ebenso langsam - denn gut Ding will Weile haben - wird 6 Stunden lang die Maische erhitzt, um die filigranen Nuancen der Beutelspacher Rexelle ins Glas zu zaubern. Dort entfaltet sich das filigrane Weichselkirscharoma, unterstrichen von würzigen Noten und elegantem, im Hintergrund stehenden Steinton. Auf der Zunge und am Gaumen der saftige Fruchtfleischgeschmack mit schöner süßlicher Alkoholnote. Nach dem Runterschlucken macht sich mollig warm das süß-säuerliche Weichselaroma mit den würzigen Noten breit.
Dieser Brand passt wunderbar zu einer Zartbitter-Schokolade, einem Kakao, Espresso oder einer Mousse au Chocolat, auch zu einem Steak oder Wildgericht kann er die Preiselbeerzugabe abrunden.
Als Ihr Brenner wünsche ich mit meinem Team viel Spaß beim Geniessen.